SG Lenne-Wangelnstedt II am fairsten
Mit der SG Lenne-Wangelnstedt kommt der Gesamtsieger des 1993 ins Leben gerufenen VGH Fairness-Cup erstmals aus dem NFV-Kreis Holzminden.
In Lenne sind die erste und zweite Herrenmannschaft stark miteinander verzahnt. Beide trainieren zusammen, beide haben denselben Trainer und beide durchlebten in den vergangenen zwei Spielzeiten dieselben Höhen und Tiefen.
2023 stiegen sowohl die Erste (in die Bezirksliga) und als auch die Zweite (Kreisliga) auf, 2024 beide wieder ab. Unterschiede gibt es allerdings in zwei ganz wesentlichen Punkten. Während die Erste als TSV Lenne aufläuft, nimmt die Zweite als SG Lenne-Wangelnstedt II am Spielbetrieb teil. Und: Während die Erste in der abgelaufenen Saison in der ligainternen Fairness-Wertung der Hannoveraner Bezirksliga Staffel 4 unter 16 Teams Platz neun belegte, gewann die Zweite nicht nur das Ranking in der Kreisliga Holzminden, sondern hatte auch niedersachsenweit die Nase vorn. Nur zwölf Gelbe Karten und 1 x Rot – besser schnitt keines der insgesamt 943 von den Kreisligen bis zur Bundesliga bewerteten niedersächsischen Teams ab. Damit kommt der Gesamtsieger des 1993 ins Leben gerufenen Wettbewerbes erstmals aus dem NFV-Kreis Holzminden.
Im bereits zum 31. Mal ausgetragenen VGH Fairness-Cup werden Gelbe Karten mit je einem, Gelb-Rote Karten mit je drei und Rote Karten mit je fünf Strafpunkten geahndet, zusätzlich schlagen Sportgerichtsurteile oder auch das Nichtantreten von Mannschaften mit zehn Zählern zu Buche. Das Besondere seit dem Spieljahr 2022/23: Erstmals floss in jener Saison auch das Fehlverhalten von Teamoffiziellen in die Wertung ein. Die Summe der Strafpunkte geteilt durch die Anzahl der Saisonspiele ergibt den Fairness-Quotienten, und der liegt für die Lenner bei 0,71. Ebenfalls mit einer Null vor dem Komma schnitten drei weitere Teams ab: Der SV Ippensen (0,93), der 2022 die fairste Mannschaft Niedersachsens gestellt hatte, „Herbstmeister“ TSV Auetal (0,93) und der SV Nordsteimke (0,96).
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Die zwölf erhaltenen Gelben Karten, die der Gesamtsieger aus Lenne hinnehmen musste, verteilen sich auf die gesamte Mannschaft. Einen ausgesprochenen „Bösen Buben“ gab es nicht. Warum nur so wenige Verwarnungen? „Wir sind eher spielerisch unterwegs, versuchen zum Beispiel auf Grätschen zu verzichten“, sagt Trainer Björn Bettermann und spricht davon, dass „man die geringe Anzahl an Gelben Karten positiv wie negativ sehen kann“. So zum Beispiel gehöre im Abstiegskampf manchmal auch eine körperbetonte Spielweise und eine „gewisse Schlauheit taktischer Natur“ dazu. „Diesbezüglich müssen wir als Mannschaft einfach noch ein bisschen lernen.“ Ob damit auch taktische Gelbe Karten gemeint sind, wie sie der Spanier Dani Carvajal im EM-Viertelfinale gegen Musiala erhalten hat? Bettermann: „Zum Beispiel.“
Seit 2019 betreut der ehemalige Lenner Spieler die erste und zweite Mannschaft des Vereins. Zuvor hatte er mit der A-Jugend Erfolge sammeln können, die er in der Saison 2015/16 zum Double aus Kreismeisterschaft und Kreispokal führte. Im Sommer 2024 liegt hinter Bettermann eine enttäuschende Saison. Die Erste wollte er im Bezirk etablieren, die Zweite in der Kreisliga. Beides ging schief. „Die Zweite ist das Spiegelbild der Ersten. Beide Mannschaften litten unter erheblichen Personalsorgen, so dass uns am Ende in beiden Ligen die Luft ausgegangen ist.“
Ein Blick in die Statistik unterstreicht seine Aussage: Die Erste verlor acht der letzten neun Saisonspiele, die Zweite konnte aus den letzten sieben Partien nur einen einzigen Punkt holen. „Ich musste aus Verletzungsgründen sehr viele Zweitherrenspieler hochziehen, teilweise bis zu fünf pro Spiel. Dementsprechend wurde das Team natürlich geschwächt. Sonst hätten wir den Klassenerhalt definitiv geschafft.“
Hinzu kam aus Sicht der 2. Mannschaft ein Spielplan, den Bettermann als „kritisch“ bezeichnet. Vom 15. Mai bis 1. Juni musste sein Team in 18 Tagen insgesamt sieben Spiele bestreiten. „Das ist ein Pensum, das wir als kleiner Dorfverein einfach nicht stemmen konnten.“
Insgesamt 35 Spieler standen ihm in der vergangenen Saison für beide Mannschaften zur Verfügung. Dass er sowohl die Erste als auch die Zweite trainiert, ist gewollt. „Als ich angefangen habe, war es mir ganz wichtig, dass es einen Zusammenschluss beider Teams gibt. Nur so können gewisse Automatismen greifen“, sagt Bettermann. Hinsichtlich des Coachings passte der Tanz auf zwei Hochzeiten. „Mindestens in 18“, beantwortet er die Frage, in wie vielen der insgesamt 23 Saisonspiele er bei der zweiten Mannschaft an der Linie stand. Eigentlich hätten es 24 Partien sein müssen, doch vor dem Auswärtsspiel in Holzminden am 14. April war die Personaldecke derart ausgedünnt, dass die Blau-Gelben auf einen Antritt verzichteten.
Die SG Lenne-Wangelnstedt II besteht seit 1971, als sich die Fußballabteilungen des TSV Lenne und des MTV Wangelnstedt zusammenschlossen. Damit ist sie eine der ältesten Spielgemeinschaften in Niedersachsen. Warum die erste Mannschaft als TSV Lenne aufläuft, erklärt Michael Brunotte. Der heutige Herren-Fußballabteilungsleiter feierte 1993 als Spieler mit der SG Lenne-Wangelnstedt II die erste Kreismeisterschaft der Vereinsgeschichte im Herrenbereich. „Als Spielgemeinschaft hätten wir nicht in den Bezirk aufsteigen dürfen. Deshalb wurde die 1. Herrenmannschaft wie auch in der Folgezeit als TSV Lenne gemeldet.“
Als Gesamtsieger im VGH Fairness-Cup wird die zweite Mannschaft der Spielgemeinschaft mit einer festlichen Ehrung und einem Trainingslager im Sporthotel Fuchsbachtal belohnt. Das zweitplatzierte Team vom SV Ippensen darf sich auf einen Sportartikelgutschein im Wert von 2.000 Euro freuen und die drittplatzierte Mannschaft vom TSV Auetal erhält einen Sportartikelgutschein im Wert von 1.500 Euro. Auch zahlreiche weitere Mannschaften werden nicht leer ausgehen. Denn die VGH-Versicherungen und die Öffentlichen Versicherungen aus Braunschweig und Oldenburg zeichnen zusätzlich zu den drei fairsten niedersächsischen Mannschaften auch in ihren Regionaldirektionen die jeweils drei fairsten Teams aus. Die insgesamt 39 Mannschaften erhalten Pokale und obendrein profitieren ihre Nachwuchsteams. Denn für die Plätze 1 bis 3 gibt es Sportausrüstungen im Wert von 1.000, 800 bzw. 500 Euro für den Nachwuchs.
Nicht für eine Prämie in Frage kommt der FC Merkur Hattorf aus der Kreisliga Göttingen-Osterode. Mit einem Quotienten von 5,35 stellen die Hattorfer das unrühmliche Schlusslicht im Fairness-Ranking. Die bedenkliche Ausbeute aus 26 Spielen: 88 Gelbe, zwölf Gelb-Rote und drei Rote Karten. Aber auch der SV Veltheim (Kreisliga Nordharz Staffel 2) muss sich eine mangelhafte Bewertung gefallen lassen, weist er doch einen Quotienten von exakt 5,0 auf.
Im Vergleich der 32 NFV-Kreise nimmt der NFV-Kreis Peine (Durchschnittsquotient der 22 bewerteten Teams ist 2,11) erstmals die Spitzenposition ein. Schlusslicht im Kreisvergleich ist der NFV-Kreis Heidekreis (20 Teams, 2,82).
Bemerkenswert: Mit ihrem Durchschnitts-Quotienten von 2,41 erzielen die 943 bewerteten Teams das fünftbeste Ergebnis in der nunmehr 31-jährigen Wettbewerbsgeschichte. Den bisherigen Bestwert hatten die im Jahr 2022 991 bewerteten Mannschaften mit 2,22 aufgestellt. Das zweitbeste Ergebnis gab es in der Spielzeit 2018/19, als 957 bewertete Teams einen Durchschnittswert von 2,34 erzielten.