Die "Zweite" von SC Melle 03 führt

969 Mannschaften von den niedersächsischen Kreisligen bis zur 1. Bundesliga nehmen in dieser Saison am VGH-Fairness-Cup teil. Die Halbzeitwertung liegt jetzt vor.

Mit einem Novum wartet der VGH Fairness-Cup in der Saison 2022/23 auf. Erstmals fließt auch das Fehlverhalten der sogenannten „Teamoffiziellen“ mit in das Fairness-Ranking ein, mit dem der Niedersächsische Fußballverband alljährlich die fairste Mannschaft Niedersachsens ermittelt. Die gelben, gelb-roten und roten Karten, die Trainer und Betreuer auf ihrem Sündenkonto angehäuft haben, schlagen jetzt erstmals negativ in den Bilanzen der von ihnen betreuten Mannschaften zu Buche. Die „Ausbeute“ der „Teamoffiziellen“ beträgt rund vier Prozent des Kartenkontingents, dass die Spieler der 969 von den Kreisligen bis zur 1. Bundesliga am Wettbewerb beteiligten Teams im bisherigen Saisonverlauf angelegt haben. Und entscheidet am Ende vielleicht sogar darüber, wer den Titel gewinnt.

Thomas Egbers ist das schmerzlich bewusst. Er ist Trainer der „Zweiten“ vom SC Melle 03. Und die führt die Halbzeitwertung im VGH Fairness-Cup an. Ganze sieben gelbe Karten hat die Mannschaft um Kapitän Marcel Kavermann in ihren bisherigen 17 Saisonspielen in der Osnabrücker Kreisliga Staffel C erhalten. Hinzugerechnet aber werden muss das Gelb, das sich Egbers in einem Spiel an der Seitenlinie eingehandelt hat. „Da war ich mit einer Entscheidung des Schiris nicht einverstanden und habe wohl etwas zu lautstark protestiert“, gibt der Coach unumwunden zu. „Das wird nicht wieder vorkommen“, verspricht der 38-Jährige, der sich gleich nach dem Spiel mit dem Unparteiischen aussprach und für die Mannschaft aufgrund seines Fauxpas einen springen ließ. Und nun hofft, dass er am Ende der Saison nicht Derjenige sein wird, der den möglichen Fairness-Triumph vermasselt hat.

Mit drei Punkten Rückstand gegenüber dem Hagener SV belegen die Meller derzeit in der Liga Rang 2, haben aber noch ein Spiel weniger als der Spitzenreiter ausgetragen. „Wir wollen so lange wie möglich oben mitspielen und natürlich auch gerne aufsteigen“, so Egbers, der auch die Verfolger, das drittplatzierte Team vom TuS Hilter und den VfL Kloster Oesede, noch nicht abgeschrieben hat. Zum ersten Spiel nach der Winterpause müssen die Meller am 26. Februar in Hilter antreten und vielleicht zeichnet sich dann schon ab, wohin die Reise gehen könnte.

Im bereits zum 30. Mal ausgetragenen VGH Fairness-Cup werden gelbe Karten mit je einem, gelb-rote Karten mit je drei und rote Karten mit je fünf Strafpunkten geahndet, zusätzlich schlagen Sportgerichtsurteile oder auch das Nichtantreten von Mannschaften mit zehn Zählern zu Buche. Die Summe der Strafpunkte geteilt durch die Anzahl der Saisonspiele ergibt den Fairness-Quotienten, und der liegt für die Meller bei 0,47. Besser haben in der 29-jährigen Wettbewerbsgeschichte bisher nur der SV Wippingen (1994 und 1995 mit 0,3 bzw. 0,27), der TSV Lochtum (2001 mit 0,42) und BSC Acosta II (2020 mit 0,29) abgeschnitten. Ebenfalls mit einer Null vor dem Komma warten in dieser Saison bisher elf weitere Teams auf: TSV Lenne (0,5), SV Bokeloh (0,72), SV Großefehn (0,79), SC Hemmingen-Westerfeld (0,81), FC Lune (0,82), SV Emmendorf (Sieger 2017, 0,83), TSV Kirchbrak (0,85), TuS Kleefeld (0,86), Osnabrücker SC II (0,88), SpVg Hüpede-Oerie (0,93), und TuS Hinte (0,94).

Mit 18 gelben Karten aus 20 Spielen und einem Quotienten von 0,9 hat SC Melle 03 II in der vergangenen Saison Rang 5 unter 991 am VGH Fairness-Cup beteiligten Mannschaften belegt und wurde im Zuständigkeitsbereich der VGH-Regionaldirektion Osnabrück als fairste Mannschaft ausgezeichnet. „Wenn Du Dich sportlich fair verhältst, trägt das auch zum sportlichen Erfolg bei“, weiß Egbers und hofft, dass am Ende der Saison mit dem Gewinn des VGH Fairness-Cups und dem Aufstieg in die Bezirksliga vielleicht der ganz große Wurf gelingt.

Der Sieger des Wettbewerbs wird nach der Saison mit einer festlichen Ehrung und einem Trainingslager im Sporthotel Fuchsbachtal in Barsinghausen belohnt. Das zweitplatzierte Team darf sich auf einen Sportartikelgutschein im Wert von 2.000 Euro freuen und die drittplatzierte Mannschaft erhält einen Sportartikelgutschein im Wert von 1.500 Euro. Auch zahlreiche weitere Mannschaften werden nicht leer ausgehen. Denn die VGH-Versicherungen und die Öffentlichen Versicherungen aus Braunschweig und Oldenburg zeichnen zusätzlich zu den drei fairsten niedersächsischen Mannschaften auch in ihren Regionaldirektionen die jeweils drei fairsten Teams aus. Die insgesamt 39 Mannschaften erhalten Pokale und obendrein profitieren ihre Nachwuchsteams. Denn für die Plätze 1 bis 3 gibt es Sportausrüstungen im Wert von 1.000, 800 bzw. 500 Euro für den Nachwuchs.

Weit entfernt von so einer Prämie ist momentan der FC Can Mozaik aus der Kreisliga 4 des Fußballkreises Region Hannover. Mit einem Quotienten von 6,29 stellen die Hannoveraner das unrühmliche Schlusslicht im Fairness-Ranking. Ihre bedenkliche Bilanz aus 14 Spielen: 38 gelbe, fünf gelb-rote und sieben rote Karten. Aber auch der VfL Wittingen/Suderwittingen (Kreisliga Gifhorn, 5,31), SV Baris Delmenhorst (Bezirksliga Weser-Ems 2, 5,29) und der Koldinger SV (Kreisliga 3 Kreis Region Hannover, 5,14) können auf ihren Quotienten mit einer 5 vor dem Komma alles andere als stolz sein.

Im Vergleich der 32 NFV-Kreise führt Holzminden (Durchschnittsquotient der 16 bewerteten Teams ist 1,96) erstmals das Ranking an. Platz 2 belegt der NFV-Kreis Schaumburg (23 Teams, 1,98). Schlusslicht im Kreisvergleich ist wieder einmal der NFV-Kreis Celle (20 Teams, 2,75). Abenteuerlich: Seit der NFV seit der Saison 1995/96 das Abschneiden der Kreise auswertet, trug Celle sieben Mal die rote Laterne. Und das allein in den letzten zehn Jahren!

Bemerkenswert: Mit ihrem Durchschnitts-Quotienten von 2,3 erzielen die 969 bewerteten Teams das vorläufig zweitbeste Ergebnis in der Wettbewerbsgeschichte. Den bisherigen Bestwert hatten im Vorjahr die 991 bewerteten Mannschaften mit 2,22 aufgestellt. Der liegt also in Reichweite.


Autor: Peter Borchers