NFV-Top-Schiedsrichter gehen in den Saison-Endspurt

"Durchweg gute und sehr gute Ergebnisse." - Niedersachsens Spitzenunparteiische trafen sich zur Halbzeittagung in der NFV-Akademie in Barsinghausen.

„Sehr gute Leistungen“ - die beiden DFB-Schiedsrichterinnen Anke Hölscher…
…und Irina Stremel sind seit dieser Saison auch in der Oberliga im Einsatz.

Wird durch dieses absichtliche Handspiel ein Tor verhindert? Ist diese Grätsche noch gelbwürdig – oder schon rot? Ist diese Abseitsstellung wirklich strafbar? Mit regeltechnisch anspruchsvollen Fragen wie diesen beschäftigten sich die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter von Niedersachsens höchster Spielklasse, der NFV-Oberliga, während ihrer Halbzeittagung an der NFV-Akademie in Barsinghausen. Dabei analysierten die Unparteiischen Videoszenen aus verschiedenen Spielen und hatten innerhalb kürzester Zeit, quasi wie auf dem Platz, zu entscheiden: Foul oder nicht? Falls ja, indirekter oder direkter Freistoß oder Strafstoß? Karte oder nicht? Wenn ja, welche Farbe?

Berechenbare Regelauslegung

„Konformitätstest“ heißt diese praxisbezogene Fortbildung unter Testbedingungen im Fachjargon, eine Videoklausur erstellt von den Verbandsschiedsrichter-Lehrwarten Axel Martin und Mario Birnstiel. „Wir wollen durch diese intensive Videoschulung eine möglichst einheitliche, für alle Beteiligten berechenbare Regelauslegung erreichen“, erläutert Axel Martin den Hintergrund der durchaus anspruchsvollen Konformitätstests. Sprich: Wenn ein Foul in Aurich rotwürdig ist, dann sollte es bei Spielen in Osnabrück, Göttingen oder Uelzen genauso geahndet werden. Gleiches gilt auch für andere Bereiche des Fußball-Regelwerks, zum Beispiel die Abseitsregel oder die Bewertung von Handspielen.

„Weiterhin unser Bestes geben“

Mit den Testergebnissen ihrer Schützlinge jedenfalls waren die Lehrwarte hochzufrieden. Axel Martin: „Durchweg gute und sehr gute Ergebnisse, wie es in dieser Leistungsklasse auch zu erwarten ist. Das ist sehr erfreulich.“ Gleiches gilt für den bisherigen Saisonverlauf in der Oberliga. Lars Heitmann, im Verbandsschiedsrichter-Ausschuss für die Schiedsrichter-Beobachtungen verantwortlich: „Die Leistungen unserer Unparteiischen sind gut, und bisher gab es auch keine größeren Beschwerden nach den Spielen. Dieses Leistungsniveau stimmt uns optimistisch für den weiteren Saisonverlauf. Aber es ist für uns gleichzeitig auch ein Ansporn, nicht nachzulassen und unser Bestes zu geben.“

Abschied aus der Oberliga: Lars Heitmann (r.), Verbandsschiedsrichter-Ausschuss, erinnert an gemeinsame Spiele mit Sebastian Otto (l.).
Kam zur Verabschiedung extra aus Köln angereist: Maximilian Stargardt (r.) mit Michael Hüsing (l.) und Bernd Domurat.
Leitete Spiele in der Bayern-Liga und ab 2017 in der NFV-Oberliga: Ben-Erik Salb (M.) mit Mario Birnstiel (l.) und Obmann Bernd Domurat.
Niemals geht man so ganz – NFV-Referee Jens Kampling mit Bernd Domurat (l.) und Michael Hüsing.

Alter: 21 bis 35 Jahre

Die gezeigten Leistungen seien umso bemerkenswerter, da von den derzeit 26 Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter in der Oberliga 19 Referees ihre erste Saison in der NFV-Topklasse absolvieren, sagt Lars Heitmann. Und der Vorsitzende des NFV-Verbandsschiedsrichter-Ausschusses (VSA), Bernd Domurat, ergänzt: „Wir sind in diesem Kontext auch mit der Altersstruktur unserer Oberliga-Unparteiischen zufrieden – der jüngste Schiedsrichter ist 21 Jahre alt, der älteste 35.“ Der Altersdurchschnitt von knapp 26 Jahren zeige, dass es dem VSA seit jeher um eine ausgewogene Mischung jüngerer und erfahrener Referees gehe – „und bei sehr guten Leistungen ist es natürlich nach wie vor möglich, auch jenseits der 30 Jahren in den Verband aufzusteigen“, betont Bernd Domurat.

Anke Hölscher und Irina Stremel

Diese sehr guten Leistungen zeigten neben all den anderen Unparteiischen auch Anke Hölscher und Irina Stremel. Die beiden Schiedsrichterinnen, die seit vielen Jahren bereits im DFB-Bereich der Frauen im Einsatz sind, leiten in ihrer ersten Saison nunmehr auch Partien in Niedersachsens höchster Spielklasse. Bernd Domurat: „Anke und Irina haben sich sportlich auf dem Platz sowie in den konditionellen und theoretischen Prüfungen qualifiziert, das ist nicht selbstverständlich und gebührt besondere Anerkennung.“ Anke Hölscher und Irina Stremel leiten bei den Frauen in der zweiten Liga, wobei Irina Stremel seit dieser Saison auch mit sogenannten „Schnupperspielen“ in der ersten Frauen-Bundesliga aktiv ist – mit der Chance, aufzusteigen.

Niemals geht man so ganz

Mit zum Programm der Halbzeittagung gehörte die Verabschiedung langjähriger verdienter Verbandsschiedsrichter, die aus beruflichen oder persönlichen Gründen aus der Oberliga ausscheiden. Bernd Domurat: „Diese Wertschätzung für unsere Schiedsrichter, die viele Jahre als Unparteiische in der Oberliga und als Assistenten auch in der Regionalliga aktiv waren, ist uns sehr wichtig. Ich freue mich zudem, dass sie uns zumeist auch für unser wunderbares Hobby erhalten bleiben, zum Beispiel als Schiedsrichter in den Klassen unterhalb der Oberliga oder in den Schiedsrichter-Ausschüssen der Kreise.“ Frei nach Trude Herr, getreu dem Motto: Niemals geht man so ganz.

Und somit erhielten Jens Kampling, Sebastian Otto, Ben-Erik Salb und Maximilian Stargardt aus den Händen der VSA-Mitglieder ihre Urkunde und Präsente, verabschiedet unter dem Applaus der Aktiven mit durchaus launigen Worten der Laudatoren Michael Hüsing, Mario Birnstiel und Lars Heitmann.

Leistungsprüfung steht bevor

Nach dem Lehrgang ist vor dem Lehrgang: Am 19. und 20. Mai 2023 treffen sich die Oberliga-Unparteiischen erneut in der NFV-Akademie zu ihrem Lehrgang mit konditioneller und theoretischer Leistungsprüfung, um danach in die neue Saison 2023/2024 durchzustarten. Alles für die schönste Nebensache der Welt – ein Ball verbindet.


Autor: Marco Haase