"Football, bloody hell": SG Salder/Lichtenberg siegt

Die SG Salder/Lichtenberg hat bei ihrer Barsinghäuser Endrundenpremiere auf Anhieb die Krombacher Ü 32-Meisterschaft gewonnen. Trainer Dominik Rittel erinnerte die Dramaturgie des Endspiels gegen BW Papenburg an das Champions League-Finale 1999 zwischen Manchester United und Bayern München.
„Football, bloody hell!“ – mit diesem Satz kommentierte Trainer-Legende Sir Alex Ferguson 1999 den unfassbaren Sieg im Finale der Champions League, als Manchester United mit zwei Toren in der Nachspielzeit ein verloren geglaubtes Spiel gegen Bayern München noch drehte. An dieses Spiel fühlte sich Dominik Rittel, Trainer der SG Salder/Lichtenberg, erinnert, als er nach dem Abpfiff das Finale um die diesjährige Krombacher Ü 32-Meisterschaft Revue passieren ließ. Zwar schoss sein Team in der Nachspielzeit einen Treffer weniger als ManU, doch von der Tragik lassen sich die Finals von Barcelona 1999 und Barsinghausen 2024 durchaus miteinander vergleichen. Denn bitterer als damals die Bayern und diesmal Blau-Weiß Papenburg kann man kaum verlieren.
Für die Emsländer sprach bis zur allerletzten Aktion in diesem Finale wirklich alles. Zum einen lagen sie 1:0 in Führung, zum anderen standen sie gegen einen kräftemäßig auf dem Zahnfleisch gehenden Kontrahenten mit zwei Spielern mehr auf dem Platz. Erst Christian Dombrowski, der an der Seitenlinie den Papenburger André Fleischmann regelrecht ummähte, und dann Lars Sieber, der mit einer Notbremse an Sören Sorge das wahrscheinliche 2:0 verhinderte, hatten von dem souveränen Schiedsrichter Felix Pellnath (VfL Suderburg) Rot gesehen.
Angesichts dieser Konstellation hatte Rittel bereits nach dem ersten Platzverweis und beim Stande von 0:1 nur noch einen Ausweg gewusst: Er brachte Sven Knappe. „Er ist unser Altmeister und unsere Geheimwaffe“, sagt er über den bulligen 43-Jährigen, der dann tatsächlich in eine spielentscheidende Rolle schlüpfen sollte. Angesichts der Rudelbildung nach dem Platzverweis gegen Dombrowski, die eine längere Unterbrechung nach sich zog, gab es eine gleichermaßen üppige wie vertretbare Nachspielzeit. Viereinhalb Minuten waren bereits rum, als Pellnath mit einer Freistoßentscheidung für Salder/Lichtenberg die letzte Aktion des Spiels einläutete. Der Ball flog in den Strafraum, kam irgendwie zu Knappe, der ihn entscheidend durchstocherte, so dass sein Mitspieler Marcel Plehn das Leder aus kurzer Distanz in die Maschen setzen konnte. Unbeschreiblicher Jubel auf der einen, totale Niedergeschlagenheit auf der anderen Seite.
Dass Momentum lag nun klar auf Seiten der Altherrenspielgemeinschaft aus Salzgitter. Und dies zeigte sich im Elfmeterschießen gleich von Beginn an. Denn als hätte Papenburg nicht schon genug Anlass gehabt, mit dem Fußballgott oder der Glücksgöttin Fortuna zu hadern, scheiterte erst Torben Lange am Pfosten und dann Sören Sorge an der Latte. Da auf der anderen Seite Salder jeweils getroffen hatte, stand es schnell vorentscheidend 4:1. Zwar setzte Knappe als vierter SG-Schütze den Ball übers Tor, doch den zweiten Matchball verwandelte Patrick Marquardt beim Stand von 4:3 souverän ins rechte obere Eck.
„Unbeschreiblich, ich kann es nicht in Worte fassen“, sagte Rittel zum Triumph. Eigentlich ist der 34-jährige Polizeioberrat Kapitän der Mannschaft. Doch weil ihn seit längerer Zeit Achillessehnenprobleme plagen und der etatmäßige Coach Ron Sickert selbst auf dem Platz stand, übernahm Rittel für die Endrunde um die Krombacher Ü 32-Meisterschaft die Traineraufgabe.
Für die Spielgemeinschaft im Altherrenfußball, die vor vier Jahren von den Vereinen VfL Salder und MTV Lichtenberg gebildet wurde, war es die erste Finalteilnahme in Barsinghausen. „Wir wussten, dass wir eine gute Rolle spielen können. Dieses Selbstbewusstsein hatten wir als Meister des Bezirks Braunschweig schon“, sagte Rittel zur Erwartungshaltung seines Teams. Als bestes Spiel seiner Mannschaft wertete er den 4:0-Auftakterfolg über den TSV Gellersen in der Gruppenphase („Damit haben wir den Grundstein gelegt“). Es folgte ein 2:1 über die SG Kickers Borussia (Spielgemeinschaft der Hannoveraner Vereine Kickers Vahrenheide und Borussia Hannover) sowie ein 0:0 gegen den späteren Dritten Blau-Weiß Lohne.
Im Viertelfinale bezwangen die Salzgitteraner Hannover 96 mit 1:0, ehe sie im Halbfinale das Braunschweiger Bezirksderby gegen Grün-Weiß Calberlah im Elfmeterschießen für sich entschieden. „Calberlah ist spielerisch eine der besten Mannschaften und war ein extrem starker Gegner. Man hat deutlich gemerkt, dass beide Teams mit den Kräften schon ziemlich am Ende waren“, bilanzierte Rittel die Partie über 2 x 15 Minuten.
Wie seit der Premiere der offiziellen niedersächsischen Altherrenmeisterschaft im Jahr 1998 üblich, nahmen auch an der diesjährigen Auflage 16 Mannschaften am Endturnier teil. Neu hingegen war die Schiedsrichterbesetzung. Auf Wunsch von NFV-Altherrenspielleiter Hartmut Jäkel wurden ausschließlich Unparteiische nominiert, die aktuell höherklassig im Herrenbereich pfeifen. So wurden die Partien von drei Oberligaschiedsrichtern (Maximilian Heinel, Felix Pellnath, Sören Thalau) und fünf Landesligareferees (Brian Backhaus, Marcel Baumgart, Jonas Heine, Manuel Heß, Fabian Leddin) geleitet.
Eine Ansetzung, die bei den Spielern auf viel Beifall stieß, wie die Vertreter der Mannschaften auf der abendlichen „Players Night“ in der Karl-Laue-Halle durchweg herausstellten. Während der Siegerehrung wurde Björn Beith von Grün-Weiß Calberlah als bester Torschütze und der Papenburger Stefan Niemann als bester Torwart ausgezeichnet. Den besten Fairnessquotienten wies der SV Voran Brögbern auf.
Mit der Finalteilnahme auf niedersächsischer Ebene qualifizierten sich Salder/Lichtenberg und BW Papenburg für die Norddeutsche Ü 32-Meisterschaft, die am 22. Juni in Hamburg-Bergedorf stattfindet.
Die Spiele ab demViertelfinale
GW Calberlah – SG Stinstedt/Düring 4:3 n. E. (0:0)
BW 94 Papenburg – TSV Weyhe-Lahausen 2:0
SG Salder/Lichtenberg – Hannover 96 1:0
Lehndorfer TSV – TuS BW Lohne 3:5 n. E. (1:1)
Halbfinale
GW Calberlah – SG Salder/Lichtenberg 3:5 n. E (0:0)
SC BW 94 Papenburg – TuS BW Lohne 3:1 n. E. (0:0)
Finale
SG Salder/Lichtenberg – BW 94 Papenburg 5:3 n. E (1:1, 0:0).
Tore: 1:0 Lange, 1:1 Plehn. Elfmeterschießen: 2:1 Kechter, Lange trifft den Pfosten, 3:1 Pyrskalla, Sorge trifft die Latte, 4:1 Günther, 4:2 Heiko Sandersfeld, Knappe verschießt, 4:3 Wemken, 5:3 Marquardt. Rote Karten: Dombrowski, Sieber.
Das Aufgebot des neuen Niedersachsenmeisters im Altherrenfußball, SG Salder/Lichtenberg: Ahmet Cetkin, Emre Dogan, Christian Dombrowski, Vitali Donst, David Gasch, Patrick Günther, Niklas Hermann, Roman Kechter, Sven Knappe, Norman Kientopp, Steven Kientopp, Patrick Marquardt, Andreas Peters, Marcel Plehn, Moritz Pyrskalla, Philipp Schüßler, Waldemar Seebold, Ron Sickert, Lars Sieber, Sebastian Ulrich. Trainer: Dominik Rittel.
Das Aufgebot des Finalisten, SC BW 94 Papenburg: Marco Abheiden,Jan Behrens,André Fleischmann,Max Geginat,David Korte, Jakob Krause-Heiber, Victor Knoll, Torben Lange, Stefan Lente, Stefan Niemann, Andre Plate, Jan-Dirk Riedesel, Yanik Runde, Heiko Sandersfeld, Jürgen Sandersfeld, Sören Sorge, Hannes Schepers, Marcel Schnarrelt, Rainer Sinnigen, Peter Wemken. Trainer: Stefan Niemann.
Die Ehrentafel der Sieger
Inoffiziell*
1988: VfL Weiße Elf Nordhorn
1989: VfL Stade
1990: SV Ahlerstedt/Ottendorf
1991: HSC Hannover
1992: DJK Sparta Werlte
1993: TSV Achim
1994: VfL Weiße Elf Nordhorn
1995: TSV Isernhagen
1996: Stern Misburg
1997: HSC Hannover
Offiziell
1998: TuS Heeslingen
1999: Olympia Braunschweig
2000: TSV Havelse
2001: TVE Veltenhof
2002: Sparta Werlte
2003: TSV Havelse
2004: HSC Hannover
2005: TSV Helmstedt
2006: SV Broitzem
2007: SV Südharz
2008: BW Langförden
2009: SF Schwefingen
2010: Germania Grasdorf
2011: TSV Krähenwinkel/Kaltenweide
2012: Germania Grasdorf
2013: TSV Helmstedt
2014: TSV Krähenwinkel/Kaltenweide
2015: TSV Krähenwinkel/Kaltenweide
2016: BW Neuhof
2017: SV Reislingen/Neuhof
2018: SV Reislingen/Neuhof
2019: TSV Fortuna Sachsenross Hannover
2020: nicht ausgetragen (Corona-Pandemie)
2021: nicht ausgetragen (Corona-Pandemie)
2022: Lupo Martini Wolfsburg
2023: TSV Fortuna Sachsenross Hannover
2024: SG Salder/Lichtenberg
*= Von 1988 bis 1997 wurde die Meisterschaft in der Altersklasse Ü 32 als Altherren-Supercup-Niedersachsen ausgetragen. Seit 1998 ist sie ein offizieller NFV-Wettbewerb und trägt inzwischen den Titel Krombacher Ü 32-Meisterschaft.