Die Hannoverschen Werkstätten sind Deutscher Meister

Mit einem hochkarätigen Finalspiel ist das Männer-Turnier der 22. Deutschen Fußball-Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen zu Ende gegangen. Als Sieger gingen in der Sportschule Duisburg-Wedau die Fußballer der Hannoverschen Werkstätten vom Platz.
Das Team aus Hannover gewann im lange ausgeglichenen Finalspiel nach einem 1:1 in der regulären Spielzeit mit 4:3 im Acht-Meter-Schießen gegen das Team der Berliner Werkstätten für Menschen mit Behinderung. Für die Hannoveraner ist es nach 2018 der zweite Titel bei der Deutschen Meisterschaft der Werkstätten.
Im „kleinen Finale“ siegte das Team der Gemeinnützigen Werkstätten Köln gegen die Mannschaft der Pirminiuswerkstätten aus Pirmasens und erreichte damit den dritten Platz in der Abschlusstabelle. Da die Trainer*innen, Betreuer*innen und Spieler der Elbe-Werkstätten aus Hamburg während des gesamten Turniers sowohl auf als auch neben dem Platz ein hervorragendes Verhalten zeigten, erhielten sie den Fair-Play-Pokal.
Das Minimum bei den zuvor sieben Teilnahmen an den Deutschen Meisterschaften war für den siebenfachen Niedersachsenmeister aus Hannover immer ein Platz unter den ersten Vier. Neben dem Titelgewinn von 2018 reichte es im Vorjahr immerhin zur Vizemeisterschaft und 2016 gab es Bronze. Und nun haben Erfolgstrainer Ilias Symeonidis und seine Mannschaft also erneut zum ganz großen Wurf ausgeholt.
Beeindruckend war das Auftreten des Teams um Kapitän Enrico Pinkernell und Keeper Roland Kaiser bereits in der Vorrunde. Deutliche Siege gegen die Lebenshilfe Ingolstadt (10:0), die Stralsunder Werkstätten (8:1) und die Stephanus-Werkstätten Templin (3:0) ergaben ein überragendes Torverhältnis von 21:1 und den unangefochtenen Gruppensieg. Im Viertelfinale folgte ein klarer 6:0-Erfolg gegen das Behinderten-Werk Main Kinzig und im Halbfinale ließen die Hannoveraner einen 4:0-Sieg gegen die Pirminiuswerkstätten aus Rheinland-Pfalz folgen. Zwar wollte ihnen im Finale nach zuvor 31 Toren in der regulären Spielzeit nur ein Treffer zur zwischenzeitlichen 1:0-Führung gelingen, doch in der Entscheidung vom Punkt bewiesen sie dann Nervenstärke.
„Ich bin überwältigt. Es war überragend, wie unsere Jungs füreinander gefightet haben. Die gesamte Mannschaft ist zum Matchwinner geworden. Phasenweise hat sie Kombinationsfußball à la carte gespielt und sich in allen Begegnungen einhundertprozentig an die Absprachen gehalten. Ihre Nervenstärke im Acht-Meter-Schießen war dann die Krönung. Wir haben danach schon in der Kabine ordentlich die Sau rausgelassen“, konnte Ilias Symeonidis nach dem Turnier sein Glück kaum fassen.

„Sport bietet hervorragende Möglichkeiten, die Persönlichkeit und das Selbstwertgefühl von Menschen mit Behinderungen zu stärken. Das zeigt die Deutsche Fußball-Meisterschaft der Werkstätten immer wieder aufs Neue“, erklärte Martin Berg, Vorstandsvorsitzender der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen (BAG WfbM). Der Verband hat die Deutsche Fußball-Meisterschaft der Werkstätten für behinderte Menschen 2023 gemeinsam mit der DFB-Stiftung Sepp Herberger und dem Deutschen Behindertensportverband (DBS) organisiert.
„Wie bereits in den vergangenen Jahren durften wir hier in Duisburg wieder spannenden Partien erleben. Das gibt Rückenwind für die Inklusion vor Ort. Weitere Kooperationen mit Vereinen, in denen Werkstattbeschäftigte und Menschen ohne Behinderungen mit Leidenschaft gemeinsam Fußball spielen, können dazu einen wichtigen Beitrag leisten“, so Martin Berg weiter.
DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert, Vorsitzender des Vorstandes der DFB- Stiftung Sepp Herberger, sagte: „Wenn man die Begeisterung gesehen hat, mit der die Spieler für ihre Mannschaften und den Sport brennen, dann weiß man, warum wir hier sind. Es ist eine große Ehre für die DFB-Stiftung Sepp Herberger, sich wieder an diesen Meisterschaften zu beteiligen. Ich danke allen Teilnehmenden dafür, dass sie den Fußball hier in Duisburg so toll vertreten haben“.
„In den vergangenen Jahren hat sich gezeigt, dass die Deutsche Fußball- Meisterschaft der Werkstätten eine herausragende Sportveranstaltung für Menschen mit Behinderungen ist. Die Veranstaltung hat nicht nur mit Blick auf den Sport, sondern auch im gesellschaftlichen Bereich Trendcharakter. Die sportlichen Leistungen, die wir hier erlebt haben, waren super“, resümierte Marc Möllmann, stellvertretender Sportdirektor beim DBS.
Die Ehrung der neuen Deutschen Meister und aller Teilnehmer des Männer-Turniers übernahm in diesem Jahr erneut Trainerlegende Otto Rehhagel. Der 85-jährige Essener ist Mitglied des Kuratoriums der DFB-Stiftung Sepp Herberger. Gemeinsam mit Ralph-Uwe Schaffert und Martin Berg übergab er die begehrte Meisterplakette des DFB, den Fair-Play- Pokal sowie die Medaillen für alle Spieler.
